Der Gicht den Kampf ansagen
In Deutschland leiden 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung an Gicht. Betroffen sind meistens Männer. Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung bei Männern über 40 Jahre. Frauen sind durch die weiblichen Geschlechtshormone vor der Krankheit besser geschützt. Risikofaktoren sind Übergewicht, hoher Alkoholkonsum und eine purinreiche Ernährung. Eine genetische Veranlagung ist oft die Basis für die Entstehung von Gicht, sie lässt sich aber nicht ausradieren. Nur an den anderen Risikofaktoren kann man arbeiten und damit der Gicht entgegen wirken: Weg mit den Pfunden, weg mit dem Alkohol, weg mit Innereien und nur sparsam mit Fleisch umgehen! Stattdessen stehen fettarme Milchprodukte für die Eiweißversorgung im Vordergrund. Selbstverständlich sollten pflanzliche Produkte wie Getreide, Gemüse und Obst den Speiseplan bestimmen. Reichlich Getränke, idealerweise Wasser, dünne Fruchtschorlen, Frischpflanzensäfte und Tees spielen eine wichtige Rolle für die Harnsäureausscheidung.
Am besten verwenden Sie Tees, die den Körper entwässern und damit die Ausscheidung von Giftstoffen unterstützen. Dazu gehört Brennesselblättertee oder Tee aus Schachtelhalmkraut. Empfehlenswert ist außerdem speziell abgestimmter „Durchspülungstee“ (erhältlich in der Apotheke von H&S). Dieser Tee enthält u.a. entwässernd wirkende Birkenblätter, Schachtelhalmkraut sowie bitteren Fenchel. Die darin enthaltenen Bitterstoffe regen unsere Entgiftungsorgane zusätzlich an. Äußerst effektiv sind auch Frischpflanzensäfte (z. B. von Schoenenberger, Apotheke und Reformhaus). Sie werden tagesfrisch nach der Ernte verarbeitet und enthalten somit alle wertvollen Pflanzenstoffe. Bei Gicht sind Birken-, Brennessel- und Zinnkraut-Presssaft sinnvoll. Sie wirken entwässernd und ausscheidungsfördernd.
Gicht ist eine entzündliche Krankheit. Die entzündungshemmenden Scharfstoffe der Ingwerknolle (in der Hauptsache Gingerole) lindern die schmerzhafte Entzündung. Ingwer kann als Gewürz, als Pflanzentrunk (von Schoenenberger) oder als Tee (z. B. von H&S) regelmäßig verwendet werden.
Kein Gichtpatient muss deshalb zum Vegetarier werden, er sollte einfach den Schwerpunkt seiner Kost verlagern – von fleischlastig auf pflanzenbetont. Wie das gelingt, wie schmackhaft und vielfältig das Essen gestaltet werden kann, zeigt die Ernährungswissenschaftlerin Sonja Carlsson in ihrem Buch "111 Rezepte gegen Gicht", erschienen im Humboldt-Verlag.
Mein Harnsäurespiegel ist erhöht? Habe ich etwa Gicht?
Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Das sind Bestandteile von Zellkernen und damit sind diese sowohl in körpereigenen Strukturen wie auch in der Nahrung enthalten. Harnsäure lässt sich im Blut messen. Liegt die Harnsäurekonzentration über 6,4 mg pro 100 ml Blutserum, kommt es zum Auskristallisieren der Harnsäure. Aufgrund der schlechten Löslichkeit der Kristalle lagern sie sich in den feinen Blutgefäßen an und schädigen das Gewebe. Es wird druckempfindlich, es kommt zu regelrechten Schmerzanfällen, das ist Gicht. Vorwiegend an Fingern und Zehen bilden sich Gichtknoten (Tophi), die Gelenkverformungen zur Folge haben. Zudem kann die Niere durch Harnsäureablagerungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die sowohl genetisch bedingt ist, als auch durch falsche Ernährung und Überernährung entstehen kann. Nicht ohne Grund wird sie als Wohlstandskrankheit bezeichnet. Denn in Notzeiten kommt die Gicht so gut wie gar nicht vor. Wenn die Risikofaktoren Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten (hoher Blutdruck, erhöhte Blutfette) und Diabetes zusammen kommen, spricht man vom „Tödlichen Quartett“ oder vom „Syndrom X“. Das „Metabolische Syndrom“ meint dasselbe Krankheitsbild. Diese Konstellation bedarf unbedingt einer Ernährungsumstellung, die die medikamentöse Behandlung sehr effektiv unterstützt. Denn ohne eine purinarme Kost bleibt die medikamentöse Behandlung erfolglos.
Es leiden 1 bis 2 Prozent der deutschen Bevölkerung an Gicht. Das sind 820.000 bis über 1,6 Millionen Menschen. Ursächlich für die Entstehung von Gicht ist ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut. Bei der genetischen Vorbelastung (primäre Gicht) handelt es sich um einen angeborenen Defekt im Purinabbau. Es gibt daneben auch die sekundäre Gicht. In diesem Fall geht es um einen überstürzten Untergang von Körperzellen, wie es beim Zerfall von bösartig entarteten Geweben nach einer Krebstherapie vorkommt. Dieses Krankheitsbild klingt nach der Therapie wieder ab. Es gibt aber noch eine dritte Form der Gicht und die ist die häufigste: Die Ursache hierfür ist die Über- und Fehlernährung. Über das Essen strömen zu viele Purine in den Körper. Eine fleischlastige Kost ist purinreich, es fällt sehr viel Harnsäure an, die das Nierensystem nicht ausreichend ausscheiden kann.
Das müssen Sie wissen!
Bei allen ernährungsabhängigen Krankheiten kommt es stets auf drei Dinge an: Was? Wieviel? Wie? Das heißt, was esse ich, wie viel esse ich und wie bereite ich das Essen zu! Die ersten beiden Fragen sind bei Gicht die wichtigsten! Aber wie das Essen zubereitet wird, hängt von vielen Faktoren ab: Kochen, Braten, Dünsten, Kombination mit anderen Zutaten? Wichtig ist immer, dass das Essen schmeckt und ausgewogen ist. Weniger ist auch im Falle der Gicht mehr! Geschmack, Ausgewogenheit und Abwechslung sind in den Rezepten garantiert.
Was dem Körper schadet
- Innereien (Speisen mit Leber, Niere, Herz, Lunge, Zunge, Bries)
- Zuviel Fleisch und Wurst
- Rohes Hackfleisch (Mett, Tatar)
- Meeresfrüchte, Kaviar
- Haut von Fischen
- Anchovis, Sprotten, Sardellen
- Haut von Hähnchen und anderem Geflügel
- Schweineschwarte und Haut (an Schweinshaxe, Schweinebraten, Eisbein)
- Knochenmark (in Markklößchen, Beinscheiben)
- Alkohol (vor allem Bier und Spirituosen)
- Zuviele Kalorien (die meisten Gichtkranken sind übergewichtig)
- Zuviel tierisches Fett (vergesellschaftet mit Cholesterin)
- Fast Food (unklare Zutaten, unkontrolliertes Essen)
- Fleischextrakt
- Erzeugnisse, die Hefe oder Hefeextrakte enthalten (z. B. Fertigsuppen und - saucen)
Was dem Körper gut tut
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- Frische Pflanzenkost (Obst, Salat, Gemüse)
- Reichlich Getränke (Wasser, Saftschorlen, Frischpflanzensäfte, Tees)
- Milchprodukte (fettarme Milch, fettarme Sauermilchprodukte, Käse bis 30 % F. i. Tr.)
- Hin und wieder ein Ei (je nach Cholesterinspiegel)
- Getreideprodukte (Brot, Müsli, Reis, Nudeln)
- Kartoffeln
- Wertvolle Pflanzenöle
- Regelmäßig Seefisch (ohne Haut)
- Kleine Mengen mageres Fleisch (gut abgehangen)
- Bekämpfung der Risikofaktoren für das Metabolische Syndrom (Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte, Diabetes, Übergewicht)
- Schonende, regelmäßige Bewegung, um die Gelenke zu trainieren (Radfahren, Schwimmen, leichtes Hanteltraining) um Gelenkschmiere zu produzieren, die entzündungshemmend wirkt.
Die Ernährungswissenschaftlerin und Buchautorin Sonja Carlsson stellt in ihrem Buch Rezepte aus allen Bereichen vor. Sie hat eine ausgewogene Mischung aus Rezepten mit tierischen und pflanzlichen Zutaten zusammen gestellt, die jeden Geschmack treffen. Auch legt sie Wert auf gesunde Drinks, die leicht eine Zwischenmahlzeit ersetzen und den Harnsäurespiegel nicht belasten. Pro Tag sollten Gichtkranke 300 bis maximal 500 Milligramm Harnsäure zu sich nehmen. Um sich daran zu orientieren, gibt es in dem Buch eine ausführliche Harnsäuretabelle, mit der jeder Gichtiker (Gichtkranke) sein Tagespensum selber ausrechnen kann. Maximal 3000 Milligramm Harnsäure pro Woche dürfen es bei der purinarmen Kost sein. Das gelingt mit den 111 Rezeptvorschlägen von Sonja Carlsson sehr gut. Ein weiteres Plus: Die Rezepte sind für die ganze Familie ausgelegt. Gichtiker brauchen also nicht extra zu kochen!
Buchtipp:
Carlsson, Sonja: 111 Rezepte gegen Gicht
154 Seiten, vierfarbig bebildert, Broschur, Humboldt-Verlag in der Schlüterschen Verlagsgesellschaft Hannover, 2016
ISBN 978-3-89993-878-4
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